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Beim Bundessängerfest des Deutschen Sängerbundes in Hamburg war auf Vorschlag des Hessischen Sängerbundes der Chor der “Jugendfreunde” Herborn, unter seinem Chorleiter Ernst Schleich, vertreten. Dort wurde im Beisein des Komponisten Wolfgang Lüderitz das Werk “Sollt ich meinem Gott nicht singen” in Erstaufführung zum Vortrag gebracht. Ein Werk für Männerchor, Tenorsolo, Querflöte und Orgel. An der Orgel Wolfgang Schetter, Niederscheld, an der Querflöte Heidi Bauer, Herborn, und als Tenorsolist Berthold Kettner von den “Jugendfreunden”. Diese Aufführung fand große Beachtung unter fachkundigem Publikum und die “ Jugendfreunde” haben den Hessischen und den Dill-Sängerbund großartig repräsentiert.

Eine echte Würdigung des Dillkreischorwesens darf aber zwei verdiente Männer nicht vergessen – E.H. Wolfram und Heinrich Ferreau – die als Seminar-Musiklehrer, geschätzte Chorleiter und Musikerzieher Hunderten von jungen Lehrern eine gediegene musikalische Ausbildung vermittelt haben, so dass überall, auch in den kleinsten Orten, Chorleiter zur Verfügung standen. Außerdem sei an dieser Stelle an zwei Männer aus den eigenen Reihen gedacht, deren Namen in der musikalischen Welt etwas bedeuten: Professor Karl Landgrebe, der von 1909 bis 1912 als junger Lehrer und Dirigent in Eisemroth tätig war und nach einem gründlichen Musikstudium als hervorragender Chorleiter und Musikerzieher in Potsdam wirkte. 1924 wurde er zum Musik- Studienrat ernannt und wenig später an die Hochschule für Musikerziehung und an die akademische Hochschule in Berlin. Professor Landgrebe lebte in Herborn im Ruhestand und war unserer Sängersache ein wahrer Freund und Förderer.

Der zweite Mann ist Karl Schäfer, der Sohn eines ehemaligen Dirigenten des MGV Ballersbach. Er studierte bei Zilscher in Würzburg und war Direktor des Konservatoriums in Osnabrück. Er hat sich einen guten Namen unter den zeitgenössischen Komponisten erworben.

Neben den bisherigen traditionell starken Männerchören, kamen, wie schon erwähnt, in den 70er und 80er Jahren immer mehr Sängerinnen in unsere Chöre. Es wurden eigene Frauenchöre gegründet, die teils selbständig wie Driedorf, oder aber den bisherigen Männerchören angegliedert sind. Viele Gemischte Chöre entstanden in den Vereinen. Es muss einmal ganz klar gesagt werden, dass mancher Verein heute nicht mehr lebensfähig wäre, hätte man nicht rechtzeitig vom Männer- zum Gemischten Chor umgestellt, dank der Sängerinnen, die neu zu den Chören gefunden haben. Nicht in alle Chören erfolgte die Umstellung vom Männer- zum Gemischten Chor erfolgreich oder rechtzeitig. Manchmal wurde dies erst gar nicht versucht und der Verein schloss wegen Mangel an Sängern die Bücher. So auch geschehen, um nur einige aufzuführen, in Mandeln, Fellerdilln, Nanzenbach, Flammersbach, Eibach, Münchhausen und Gusternhain.
Da das Singen in den Schulen durch eine falsche Bildungspolitik der Länder fast völlig zum Erliegen kam, haben die Gesangvereine die Initiative ergriffen und Kinderchöre gegründet. Teils unter großen personellen aber auch vor allem finanziellen Aufwand wurden die Kinder von der Straße geholt, um sie musikalisch zu bilden und dem Chorgesang zuzuführen. Dies geschah sicherlich nicht nur aus lauter Idealismus heraus, denn man erhoffte sich auch aus den Kinderchören den wichtigen Nachwuchs für die Gesangvereine. Kinderchöre waren in Sinn, Fleisbach, Burg, Allendorf, Offenbach, Haiger, Ballersbach, Rittershausen, Schönbach, Hirzenhain, Münchhausen, Simmersbach, Hörbach und Oberscheld. Die höchste Zahl der singenden Kinder war in 1980 mit 433 Jungen und Mädchen erreicht. Danach ging es dann wieder zurück und bis auf die Kinderchöre von Hörbach und Oberscheld sind keine mehr übrig geblieben.

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